2022 war ein historisches Jahr: Am 27. Februar verkündet Bundeskanzler Scholz die „Zeitenwende“ in der deutschen Sicherheits- und Verteidigungspolitik. Das war drei Tage nach dem russischen Überfall auf die Ukraine. Am 3. Juni beschloss der Deutsche Bundestag ein 100-Milliarden-Euro-Sondervermögen für die Bundeswehr. Am 29. Juni verabschiedete die NATO ihr neues strategisches Konzept als Reaktion auf die russische Aggression. Rund 20 Tage später trat das Bundeswehrbeschaffungsbeschleunigungsgesetz (BwBBG) in Kraft.
30 Jahre „Friedensdividende“ haben die deutschen Streitkräfte – in den Worten des Heeresinspekteurs Generalleutnant Mais – „blank“ dastehen lassen. Die Wehrpflicht ist ausgesetzt. Gleichzeitig haben die NATO-Mitglieder vereinbart, ihr Abschreckungs- und Verteidigungsdispositiv deutlich zu verstärken („Deterrence and defence“). Deutschland hat zugesagt, einen erheblichen Beitrag zu leisten. Die Zeit drängt. Um die materiellen Voraussetzungen für eine Bundeswehr auf der Höhe der Zeit zu schaffen, muss das Beschaffungswesen der Bundeswehr schneller, effizienter und effektiver werden.
Streitkräfte und Verwaltung vollauszurüsten, ist auch eine intellektuelle Herausforderung. Die Bundeswehr wird diese Aufgabe nur bewältigen können, wenn sich Theorie und Praxis, alle maßgeblichen Disziplinen und „Player“ vernetzten und verbünden. Nur so kann es gelingen, die Komplexität von Zielgrößen und Restriktionen, Akteuren und Interessen, Beharrungs- und Veränderungskräften beherrschbar zu machen und erfolgversprechend aufzulösen. Mit dem „Defence Procurement Day“ (DPD) möchten die Organisatoren einen Beitrag dazu leisten.
Der DPD legt seinen Schwerpunkt auf Internationalität, Interdisziplinarität und Innovation. Wir sind überzeugt, dass es für eine erfolgreiche „Zeitenwende“ auf diese drei „Is“ ankommen wird:
- Internationalität: Nationale Alleingänge gehören der Vergangenheit an. Verteidigung lässt sich ohne NATO-, EU- und andere verbündete Staaten nicht mehr denken. Gleichzeitig kann Deutschland in den Bereichen Verteidigung, Sicherheit und Rüstung von Vielen lernen; aber auch sie können von Deutschland lernen. Diesem Wissen und jener Erkenntnis trägt der DPD Rechnung.
- Interdisziplinarität: Ohne Vernetzung kann es keinen Fortschritt mehr geben. Das gilt auch für die mit der öffentlichen Beschaffung befassten Disziplinen. Wer die Vergabe optimieren möchte, muss nicht zuletzt Betriebswirte und Juristen, Volkswirte und Ingenieure zusammenbringen. Der DPD möchte auch eine Plattform bieten für den interdisziplinären Austausch.
- Innovation: Nicht nur in den USA war und ist das Militär einer der wichtigsten Treiber von Innovationen. Innovationen sind der Schlüssel, um Probleme zu lösen, für die es noch keine Lösung gibt. Innovationen machen Input-Faktoren produktiver und helfen so, aus knappen Mitteln mehr herauszuholen. Schließlich kann nur eine innovationsoffene Beschaffung die Streitkräfte mit dem Rüstzeug versorgen, das ein dynamisches Sicherheitsumfeld erforderlich macht.
Zielsetzung
Hauptziel des DPD ist es, die „Zeitenwende“ in der Beschaffung der Bundeswehr als fachbereichs-, grenz- sowie Theorie und Praxis übergreifendes Forum zu begleiten und zu fördern. Jenseits von Vorträgen, Panels und Diskussionen liegt der Schwerpunkt auf dem Erfahrungsaustausch zwischen Bundeswehr, Politik, Sicherheits- und Verteidigungsindustrie, Beratungsbranche und Academia aus Deutschland, internationalen Zusammenschlüssen wie NATO und EU sowie dem verbündeten Ausland.
Zielgruppe
Der DPD richtet sich insbesondere an Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger, Führungskräfte, Expertinnen und Experten in- und außerhalb der Bundeswehr, die einen Beitrag zur „Zeitenwende“ im Beschaffungswesen der Bundeswehr leisten können und wollen.
Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme und eine spannende Konferenz gemeinsam mit Ihnen!